Der Hohenstein ist ein Ausläufer des Ardeygebirges. Wer hier nur Spazieren gehen möchte, wird überrascht. Denn der Hohensteinpark ist mit seinen Wildgehegen, dem Streichelzoo, dem Wasserspielplatz, dem Berger-Denkmal und dem wohl berühmtesten Aussichtspunkt mehr als 100 Meter über dem Ruhrtal ein echter Freizeit-Allrounder.
Schon auf dem Parkplatz am Haus Hohenstein hört man Kinderlachen und das Quieken der fröhlich herumtollenden Wildschweine. Sowohl der Wasserspielplatz und die Wildgehege sind die ersten Anlaufpunkte auf dem Hohenstein. Am Wochenende ist vor den Gehegen des Damwilds ganz schön viel los. Die Erwachsenen sind ebenso begeistert wie die Kinder, die fröhlich strahlend den kleinen und großen Rehen das Futter hinhalten.
Die Frischlinge wühlen genüsslich ihre Rüssel im matschigen Boden und grunzen zufrieden bei soviel Aufmerksamkeit der Besucher, die Keiler setzen dann und wann zum Kampf um das leckere Futter an. Doch ganz perfekt ist die Idylle hier nicht: Als Tierfreund kann man an beiden Gehegen zum Preis von 1 Euro das jeweilige Futter kaufen, leider verfüttern einige unbelehrbare Besucher trotz der aufgestellten Hinweistafeln mitgebrachte Brot- oder Kuchenreste, die bei den Tieren Koliken auslösen können.
Ein kurzer Spaziergang vorbei an wunderbar altem Baumbestand liegt der Streichelzoo, das nächste tierischen Highlight auf dem Hohenstein. Bei freiem Eintritt können hier die kleinen Besucher den Hängebauchschweinen beim Müßiggang zusehen oder beim Gehege der Hühner sehen woher das Frühstücksei kommt.
Dichtes Gedränge herrscht stets bei den Hauskaninchen und Meerschweinchen, die sich in der Mittagszeit durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und dicht aneinandergedrängt kuscheln. Die absoluten Stars sind hier aber die Ziegen. In ihrem großen begehbaren Gehege warten sie schon auf die Besucher, die zunächst ein wenig zurückhaltend, dann immer mutiger auf die Tiere zugehen, sie füttern und natürlich streicheln. Da spielen sich dann recht lustige Szenen ab, wenn die oft fordernden Ziegenböcke die kleinen Tierfreunde regelrecht bedrängen.
Auf dem Weg zum Picknick auf der großen Wiese am Berger-Denkmal trifft man auf Wanderer, die auf dem Ruhrhöhenweg von der Quelle der Ruhr bei Winterberg bis zur Mündung in den Rhein in Duisburg-Neuenkamp unterwegs sind. Außerdem fällt dem aufmerksamen Ausflügler der besonders weiche Untergrund in bestimmten Waldabschnitten auf: Auf dem Hohenstein wurde eine so genannte Finnenbahn angelegt, die besonders bei Joggern und Nordic Walkern sehr beliebt ist. Durch die Dämpfungseigenschaft des Bodens werden Gelenke, Muskeln und Sehnen beim Sport sehr geschont.
Wir folgen der Finnenbahn und gelangen zum antikisierenden Haarmannstempel. Mit dem um 1915 zu Ehren des Wittener Bürgermeisters Gustav Haarmann errichteten Steinpavillion wird sichtbar, dass der Hohensteinpark mit den verwirklichten Achsen im Stile eines englischen Landschaftsgartens gestaltet wurde. Neben der ursprünglichen und heute zugewachsenen Wegeachse vom höher gelegenen Haarmannstempel zum Haus Hohenstein ist die wunderbare Sichtachse zum Berger-Denkmal bis heute erhalten geblieben.
Wir gehen über die große Wiese, vorbei am wunderbaren Wasserspielplatz mit den großen Wasserpumpen und Kanälen zum hemmungslosen Spielen und Toben im Schlamm, an zahlreichen Tischtennisplatten und Volleyballnetzen, an Ausflüglern auf Decken und, man mag seinen Augen kaum trauen, Anglern, die die Weite der Wiese zum Trockentraining nutzen, zum Berger-Denkmal.
Der Höhepunkt des Hohensteinparks erhebt sich als wilhelminisches Monument imposant über der mehr als 100 m hohen schroffen Felswand. Errichtet wurde das Berger-Denkmal im Jahr 1902 zu Ehren des Industriellen Louis Berger, Leiter der Wittener Gussstahlfabrik und Mitbegründer Turngemeinde Witten von 1848.
Wenn heute kaum noch ein Besucher der wirtschaftlichen Leistungen der Familie gedenkt, liegt das einzig und allein an dem beeindruckenden Ausblick über das Ruhrtal. Dort unten gehen Wassersportler mit ihren Paddelbooten am direkt unterhalb des Aussichtspunkts gelegenen Wasserkraftwerk Hohenstein an Land, rauscht ein ICE vorbei, blickt man auf das 1916 eingeweihte Eisenbahnviadukt Wetterstraße mit seinen 20 eleganten Bögen.
Und immer: Wie grün es doch hier ist.
[Text und Foto 2: Silke König, Foto 1: Daventernainment]
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