Plattformen in verschiedenen Höhen, steile Hängebrücken, das Panorama des Ruhrgebiets: Der Tetraeder in Bottrop zählt zu den beliebtesten Landmarken zwischen Münster und Köln. Und erfordert vom Bezwinger Höhentauglichkeit und Weitblick.
In fast menschenunwürdiger Geröll-Landschaft ist bei schönem Wetter sehr viel los hier oben. Die Halde Beckstraße der ehemaligen Schachtanlage Prosper in Bottrop-Batenbrock gehört mit ca. 80 Metern zu den größeren Revier-Halden und zählt mit ihrer ungewöhnlichen aber berechenbaren Stahlkonstruktion bei Besuchern aus dem ganzen Ruhrgebiet und Touristen von eigentlich überall zu den Top-Ausflugszielen der Region. Kein Wunder, gibt es hier Industrienatur in Perfektion.
Die Halde hinauf findet man sich in schöner Haldennatur mit breiten Spazierwegen und auch schmalen Pfaden. Mountainbiker nutzen die ehemalige Bergehalde für rasante Touren, Familien mit Kindern spazieren hier auf und ab. Gelangt man auf das Plateau der Halde, erhebt sich der Tetraeder aus der kargen Landschaft herrschaftlich wie befremdlich.
Mathematisch versierte Besucher erkennen gleich die Struktur des dreidimensionalen Analogon zum Sierpinski-Dreieck und staunen nicht schlecht. Besucher mit einer gewissen Höhenangst dagegen werden beim Anblick der rund 50 Meter hohen Stahlkonstruktion blass um die Nase und spazieren auf dem Haldenplateau umher und genießen den Ausblick. Alle anderen machen sich auf, das 210 Tonnen schwere Kunstwerk zu erobern.
Über eine flach ansteigende Treppe erreicht man die erste Aussichtsplattform in 18 Metern Höhe. Der Boden aus Lochgitter ist nichts für schwache Nerven, aber noch harmlos im Vergleich zu dem, was noch kommt.
Die zweite Treppe führt sehr viel steiler hinauf. Auch hier kann man durch die Gitter bis auf den Geröllboden schauen, die Menschen unten werden mit jedem Schritt kleiner, durch den wehenden Wind in dieser Höhe gerät der Tetraeder ins Schwanken.
Die zweite Plattform befindet sich auf 32 Metern Höhe – bis zum Finale auf 38 Metern sind es nur wenige Stufen über die Wendeltreppe. Und hier kann es einem dann schon schwindelig werden, denn der oberste Ring der Konstruktion ist um 8° geneigt.
Hier wird man dann von insgesamt 1,5 Kilometern Stahlrohren umschlossen, die von weitem, vom Boden und auch von den Plattformen aus gesehen sowohl mächtig wirken und zugleich von einer beschwingten Leichtigkeit sind.
Dieser Eindruck wird nachts dann noch einmal um ein Vielfaches verstärkt, wenn die von dem Düsseldorfer Künstler Jürgen LIT Fischer entwickelte Beleuchtung angeworfen wird und der Tetraeder wie in einen Schwebezustand versetzt wird.
Der Tetraeder ist als Landmarke weit sichtbar – und umgekehrt. Die Aussicht bei klarem Himmel ist überwältigend: da schlängelt sich die Skihalle die benachbarte Halde hinunter, rauscht es auf den verstopften Autobahnen durch das weite Grün des Ruhrgebiets hindurch, erhebt sich der Gasometer Oberhausen, schmiegt sich die Schalker Arena in die Natur.
Rund um das Haldenplateau sind zahlreiche Hinweistafeln angebracht, die den Blick in die abwechslungsreiche Revierlandschaft lenken und Orte benennen.
Prädikat: Lohnenswerter Ausflug für die ganze Familie – Kinder ab 6 Jahre haben hier riesig Spaß!
[Text: Silke König, Fotos 2 und 3, Foto 1: phoxxx84]
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